Zweite Erweiterung

Die zweite Erweiterung 1851

Die jüdische Gemeinde erwarb 1851 das heute an die Hergenhahnstraße grenzende Areal. Die Erweiterung des Friedhofs verlangte dem Vorstand um Heinrich Heyman die Überwindung einiger Widerstände ab. Die Stadt verweigerte ihre Zustimmung, für die Erweiterung nach Süden Land zur Verfügung zu stellen. Die Ergänzung versperre den Blick und sie dürfe nicht an öffentliche Anlagen und Wege grenzen. Auch die Anfrage des Gemeindevorstands, neben dem christlichen Friedhof einen eigenen Begräbnisplatz anlegen zu dürfen, lehnte die Stadt aufgrund der unterschiedlichen Begräbnistraditionen ab.

Die jüdische Gemeinde ging schließlich auf ein früheres Angebot der Inhaber der das Friedhofsareal im Osten umgebenden Äcker ein. Dem Ankauf stimmte die Stadtverwaltung zu. Jedoch zog Ziegler Ritzel sein Angebot zurück, einen Teil seines Ackers zu veräußern, weil er ihn für die Erwirtschaftung seines Lebensunterhalts benötigte. Der Brenner’sche Acker, wie es im Brief der Gemeinde an die Stadtverwaltung heißt, stand zum Verkauf und wurde 1851 inklusive einer Ersatzfläche für den Ritzel’schen Acker erworben.

Vgl. Stadtarchiv Wiesbaden, WI 1, Nr. 2118

Dass sich die Außengrenze des Friedhofs von der Gründung bis zu seiner Schließung verschoben hat, lässt sich am Ort an einer weiteren Besonderheit erkennen. Interessant ist die Lage des Grabsteins bzw. der Grabstätte von Ludwig (Jehuda) Götz, gest. 1843. Als Nachkomme des Eljakim Götz ha-Kohen gehört er zu den Kohanim, den Priestern, weshalb auf seinem Stein Hände abgebildet sind, die den Segen der Kohanim beim Sprechen des Aaronitischen Segens zeigen. Den jüdischen Reinheitsgeboten entsprechend meiden Kohanim Friedhöfe. Um die Grabstätten ihrer Familienangehörigen trotzdem besuchen zu können, werden Verwandte am Rand der Friedhöfe beigesetzt. Auf den Grabsteinen der männlichen Nachkommen der Kohanim sind die segnenden Hände abgebildet. Die Lage der Grabstätte von Ludwig Götz zeigt, wo die Außengrenze des Friedhofs vor der zweiten Erweiterung vermutlich verlief. Da die Steine nach 1945 ohne Lageplan der Gräber wieder aufgestellt werden mussten, kann das Areal, das 1851 zum Friedhof hinzu kam, nicht ganz genau bestimmt werden.

Exkurs:

Die Kohanim (Plural von Kohen) sind eine Untergruppe der Leviten und gehörten damit zum tempeldienstlichen Stamm der zwölf Stämme Israels. Sie sind die direkten Nachfahren von Aaron, der Bruder Moses.