Pflege

Pflege jüdischer Friedhöfe

1958 erließ das Hessische Ministerium des Innern die ersten „Richtlinien für die Instandsetzung bzw. Wiederherstellung jüdischer Friedhöfe in Hessen“. Diese wurden 1992 vom Hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit neu verfasst. Dort heißt es unter IV. Grabsteine: „Grabsteine, die in ihrer Stabilität gefährdet sind oder umzustürzen drohen, sind so zu befestigen, dass ihre Standfestigkeit wieder gewährleistet ist. Umgefallene Grabsteine oder solche, die als Vorsorgemaßnahme auf die Gräber abgelegt wurden, sind wieder aufzurichten und fachmännisch zu befestigen.“ Weiter führen die Richtlinien unter VI. Bepflanzung aus: „Rankenpflanzen dürfen Gräber und die Rückfront von Grabsteinen bedecken, jedoch ist darauf zu achten, daß die Vorderfront der Grabsteine von Überwuchs frei bleibt, damit die Schrift nicht zerstört wird und frei bleibt. Wurzelschößlinge und Unkraut sind zu beseitigen, Hecken, Sträucher und Bäume sind zurückzuschneiden. Das Gras ist in üblichen Abständen zu mähen[…].“

All diese Maßnahmen wurden für den Friedhof an der „Schönen Aussicht“ sukzessive umgesetzt. Einige Grabsteine wurden entsprechend der 1958 erlassenen Richtlinien erst abgelegt und dann nach der Neufassung 1992 wieder aufgestellt. Die Pflege jüdischer Friedhöfe obliegt laut des Gesetzes über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, dem sogenannten Gräbergesetz, das 1965 bekanntgemacht, 2012 und 2018 erneuert wurde, den Ländern. Länder und Kommunen sollen sicherstellen, dass die jüdischen Friedhöfe als Kulturdenkmäler in einem guten Zustand sind. Mit Unterstützung des Regierungspräsidiums Darmstadt erfolgten ab 2010 in Wiesbaden weitere umfassende Instandsetzungs- und Sicherungsmaßnahmen auf dem Friedhof an der „Schönen Aussicht“. Das Grünflächenamt der Landeshauptstadt Wiesbaden ist ebenso wie das Regierungspräsidium verlässlicher Partner bei der Pflege der jüdischen Friedhöfe.

Ein besonderen Anblick bieten einige Steine, die, wohl seinerzeit, weil sie keinem Grab zuzuordnen waren, an den auf dem alten Teil des Friedhofs stehenden Baumstumpf angelehnt wurden, heute zu einem Teil des Baumes geworden sind. Über die Jahre wuchs der Stamm weiter und verleibte sie sich ein. Dank der Dokumentation der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen sind ihre Inschriften überliefert.