Esther Naggiar sel. A., 1866
Esther Naggiar, geb. Solas, wurde 1810 in Tunis geboren. Ihr Mann Mordoche Naggiar war Bürger zu Algier, Esther Naggiar lebte bis zu ihrem Tod in Wiesbaden. Ob sie familiäre Verbindungen hierher führten, ist nicht überliefert. Die Inschrift des Grabsteins nennt, anders als die meisten anderen Grabsteine auf dem Friedhof, nur Namen, Geburts- und Sterbedatum. Auch ihr Mann findet keine Erwähnung. Diese Information ist das Ergebnis der Recherche der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen.
Ein interessantes Detail offenbart die Inschrift jedoch. Esther Naggiar war sephardische Jüdin. Die Sephardim, oder Sepharden, sind Juden bzw. deren Nachkommen, die bis zu ihrer Vertreibung 1492 und 1513 auf dem Gebiet des heutigen Spaniens und Portugals, also auf der Iberischen Halbinsel, lebten. Vor den Pogromen floh die jüdische Bevölkerung Spaniens und Portugals ins Osmanische Reich und nach Nordwestafrika. Sie blieb ihren kutlurellen Wurzeln treu.