Ascher Strauß sel. A., 1870
Ascher Strauß verstarb 1870 als junger Mann mit gerade 24 Jahren. Auf seinem Grabstein ist ein Lorbeerkranz abgebildet. Im neuen Teil des jüdischen Friedhofs finden sich Grabsteine mit ähnlichen Darstellungen. Sie sind, anders als die Grabsteine des 18. Jahrhunderts, größer und kunstvoller verziert. Während auf dem alten Teil vor allem traditionelle Abbildungen wie der Segen der Kohanim oder Kanne und Schale auf den Steinen der Leviten zu finden sind, wird auf dem neuen Teil des Friedhofs der Einfluss der Grabmalkunst von christlichen bzw. kommunalen Friedhöfen erkennbar. Die Grabsteine weisen individuellere Formen wie Säulen oder Obelisken auf und sie sind mit Darstellungen von Pflanzen, Federn oder Amphoren verziert.
Die Inschrift des Grabsteins gibt bis auf die Nennung des Alters der jüdischen Tradition entsprechend kaum Hinweise auf das Leben des Ascher Strauß. Einziger zusätzlicher Anhaltspunkt ist die Darstellung des Lorbeerkranzes. Wie die Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen recherchieren konnte, war Strauß Soldat in der 7. Kompanie des 1. Hessischen Infanterieregiments Nr. 81.
Soldat zu sein hatte für Juden nach der 2. Balkonrede Kaiser Wilhelms II. vor Beginn des Ersten Weltkriegs eine besondere Bedeutung. Mit der Erklärung des Kaisers, er kenne „keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr“, sondern nur noch „deutsche Brüder“, war aus jüdischer Sicht die Gleichberechtigung von Juden und Nicht-Juden manifestiert.